Der Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt, geprägt vom nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands, ist bekannt für seine beeindruckende Natur mit dichten Wäldern, tiefen Tälern, rauen Felsformationen und dem Brocken, dem höchsten Berg Norddeutschlands. Halberstadt als Kreisstadt sowie kulturelle Zentren wie das UNESCO-Weltkulturerbe Quedlinburg und Wernigerode mit seiner Fachwerkarchitektur vereinen Natur und Kultur. All dies birgt vielfältige Potenziale für Tourismus und Naherholung. Dennoch ist der Landkreis mit wirtschaftlichen, demografischen und ökologischen Herausforderungen konfrontiert.
Die Region leidet stark unter den Folgen des demografischen Wandels: Die Abwanderung junger Menschen führt zu einer alternden Bevölkerung und einem Rückgang der Erwerbstätigen. Dieser Trend erhöht den Bedarf an sozialen Dienstleistungen (z.B. Pflege) und verschärft gleichzeitig den Fachkräftemangel. Wirtschaftlich ist der Harz vom Tourismus geprägt, doch eine begrenzte industrielle Basis, niedrige Löhne und ein Mangel an Arbeitsplätzen für hochqualifizierte Fachkräfte hemmen die regionale Entwicklung. Gleichzeitig kämpfen ländliche Gemeinden mit unzureichender digitaler und öffentlicher Verkehrsinfrastruktur, was die Attraktivität für Einwohner*innen und Unternehmen mindert.
Auch der Klimawandel zeigt spürbare Folgen. Der Befall durch Borkenkäfer hat großflächige Fichtenmonokulturen zerstört, was das Landschaftsbild und den Tourismus beeinträchtigt. Die Wiederaufforstung mit klimaresistenten Baumarten ist zeitaufwendig und kostenintensiv. Zudem bringt der Tourismus auch Herausforderungen mit sich. Dazu zählen die Degradation der naturräumlichen Grundlagen, die Überlastung von Infrastrukturen sowie die Anfälligkeit gegenüber Krisen, wie beispielsweise die COVID-19-Pandemie. Insofern sind nachhaltige Strategien und eine Diversifizierung der Wirtschaft erforderlich.
Ein weiteres Problem ist der Leerstand von Gebäuden. Die demografischen und wirtschaftlichen Veränderungen haben dazu geführt, dass sowohl Wohn- als auch Gewerbeimmobilien ungenutzt bleiben. Alte, renovierungsbedürftige Gebäude sind oft unattraktiv für moderne Bedürfnisse. Besonders kleinere Gemeinden leiden unter verfallenden Immobilien, die das Ortsbild negativ prägen, soziale Probleme verstärken und finanzielle Belastungen für Eigentümer*innen und Kommunen bedeuten. Auch attraktive Orte wie Wernigerode und Quedlinburg bleiben nicht völlig verschont, doch der Leerstand ist dort geringer dank des florierenden Tourismus.
Bevölkerungsstand Bevölkerungsdichte Bevölkerungsentwicklung Wanderungssaldo BIP je Einwohner Wohnungsleerstandsquote Thünen-Typologie |
208.804 Einwohner 99,2 Einwohner/km² - 1.577 Einwohner + 1.096 Einwohner 28.303 € / Einwohner 5,3 % sehr ländlich / weniger gute sozio-ökonomische Lage |
Der Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt befindet sich im Wandel und birgt großes Potenzial. Trotz demografischer Herausforderungen entstehen neue Chancen: günstiger Wohnraum, hohe Lebensqualität und die Nähe zur Natur ziehen Rückkehrer, Familien und Gründer an. Der Mittelstand wächst in Bereichen wie erneuerbare Energien, Gesundheit und Tourismus. Digitale Arbeitsformen und Projekte wie „Smart Country Harz“ stärken die Region zusätzlich. Touristisch punktet der Harz mit Nationalpark, Brocken und kultureller Vielfalt. Leerstehende Gebäude bieten kreativen Raum für Wohnen, Arbeiten und Gemeinschaft. Mit innovativer Regionalentwicklung und aktiven Netzwerken entwickelt sich der Harz zu einem zukunftsfähigen Lebensraum – lebendig, naturnah und offen für neue Ideen. |
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, bedarf es gezielter Maßnahmen: Förderprogramme können helfen, leerstehende Gebäude entweder rückzubauen oder sinnvoll umzunutzen, etwa als Kulturzentren oder moderne Wohn- und Arbeitsprojekte. Die Förderung von Zuzug durch einen vergleichsweise günstigen Wohnungsmarkt oder die Stärkung bzw. Ansiedlung innovativer Branchen kann dazu beitragen, junge Menschen und Familien in die Region zu locken. Letzteres erfordert Investitionen in moderne Industrien, Start-ups und Bildungseinrichtungen, um langfristig attraktive Arbeitsplätze zu schaffen.
Im Tourismus sollten nachhaltige Ansätze verfolgt werden, um eine ausgewogene Balance zwischen Naturschutz und Wirtschaftsentwicklung zu gewährleisten. Der Ausbau der Infrastruktur, insbesondere Breitbandversorgung und öffentliche Verkehrswege, ist ebenso wichtig wie die Wiederbelebung vernachlässigter Ortskerne.
Der Landkreis Harz steht vor der Aufgabe, den demografischen Wandel, den Klimawandel und strukturelle Probleme zu bewältigen. Mit kreativen und nachhaltigen Konzepten kann eine positive Entwicklung gelingen, so dass die Region langfristig an Attraktivität gewinnt. Die naturräumlichen und kulturellen Voraussetzungen sind zweifellos gegeben. Um dieses Potenzial zu heben und speziell die ländliche Entwicklung voranzubringen, verfügt der Landkreis Harz über drei LEADER-Regionen: Rund um den Huy, Harz und Nordharz-Aschersleben-Seeland. Diese leisten bereits wertvolle Beiträge, u.a. für die Aktivierung von Leerstand.
Bleiben Sie auf dem Laufenden über erfolgreiche Praxisbeispiele, Veranstaltungen, Förderprogramme rund um Leerstandaktivierung und Innenentwicklung.
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