Wie groß die Relevanz von Leerstand und seinen Potenzialen für eine Belebung ländlicher Räume ist, konnten wir bei unserer ersten Online-Praxiswerkstatt „Leerstand gestalten für lebendige Orte“ zum Thema „Wohnen in ländlichen Räumen“ am 03.12.2024 erleben.
In der Spitze verfolgten fast 170 Teilnehmer*innen im Zoom-Raum die Impulse aus Forschung, Praxis und Politik und brachten ihre Fragen und Anmerkungen ein.
Dr. Annett Steinführer, Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen, stellte aktuelle Zahlen zu ländlichem Wohnen vor und ging auf Wanderungsbewegungen zwischen ländlichen und städtischen Räumen ein. Die Zahlen zeigten, dass nicht nur junge Familien auf Eigenheimsuche auf’s Land ziehen wollen, sondern auch Bedarf an Mietwohnungen für z. B. Einpersonenhaushalte besteht. Ihr Plädoyer an ländliche Praxisakteure: Diese Bedarfe sollten sie im Zuge der Leerstandsaktivierung vor Augen haben.
Rene Schernikau, hauptamtlicher Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck im Norden der Altmark, Sachsen-Anhalt, teilte seine Erfahrungen aus der interkommunalen Initiative „Luxus der Leere“, in der seit 2014 insgesamt zehn Kommunen zusammenarbeiten. Am Anfang stand ein klassisches Leerstandskataster, das zu einem Online-Portal mit Immobilien-Börse weiterentwickelt wurde. Heute stellt die Initiative „Luxus der Leere“ ein tragendes Element für die Entwicklung der beteiligten Kommunen dar, weil durch die Kooperation die Region sichtbarer geworden ist. Auch Synergien bestehen, z. B. in Bezug auf Digitalisierung der Verwaltung: Über das GIS-gestützte Portal können auch Bebauungspläne verwaltet werden. Genauso wichtig, so Schernikau, bleibt das persönliche Gespräch.
In der Landauer Leerstandsinitiative e.V. engagieren sich Jenni Follmann und Lisa Bensel seit 2022 als Initiatorinnen für die Aktivierung von Leerstand in der Stadt Landau, Landkreis Südliche Weinstraße in Rheinland-Pfalz. In der Praxiswerkstatt berichtete Lisa Bensel über ihr Reallabor zum Konzept des Zwischenwohnens, mit dem die Initiative langjährigen Leerstand auf Zeit mit Leben füllt. Auf diese Weise trägt sie zum Erhalt der Gebäudesubstanz bei und schafft bezahlbaren gemeinschaftlichen Wohnraum. Mit welchen Formaten sie dabei den Kontakt zwischen Eigentümer*innen und Interessierten herstellt, können Sie hier auf unserer Webseite nachlesen.
Die Eckpunkte der im Bündnis Bezahlbarer Wohnraum ressortübergreifend und partizipativ erstellten Handlungsstrategie Leerstandaktivierung brachte Tilman Buchholz vom federführenden Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in die Veranstaltung ein. Auch verwies er auf die Programme der Städtebauförderung, die auf vielfältige Weise zur Leerstandsaktivierung beitragen können.
Förderansätze im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) stellte Judith Conrad, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, vor. Als eine der Vertreterinnen im Bündnis Bezahlbarer Wohnraum betonte sie die zentrale Aufgabe, Leerstand für Wohnzwecke zu aktivieren.
Die Online-Praxiswerkstatt bot Raum für Austausch auf Augenhöhe. Im Chat wurde auf Hemmnisse durch das Steuerrecht sowie das Baurecht, u. a. bei Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude, hingewiesen. Konkret an die Vertreter*innen der Bundesministerien richtete sich die Frage nach Förderprogrammen für die Umnutzung z. B. von Gewerbeimmobilien zu Wohnzwecken. Auch die in der Städtebauförderung notwendige Ko-Finanzierung durch kommunale Eigenmittel wurde kritisch betrachtet.
Dienstag, 03.12.2024, 14.00 bis 16.30 Uhr
Zoom-Konferenz
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