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Gemeinde Langenfeld

Wie der Gemeindebürgermeister mit und für Langenfeld eine bürgerschaftliche Entwicklungsphilosophie verfolgt

Langenfeld ist eine Gemeinde am südlichen Steigerwald in der Region Mittelfranken mit 1.056 Einwohner*innen. Die ländliche Kommune ist stark von Veränderungen der Demografie und dem Strukturwandel in der Landwirtschaft betroffen. Auch hinsichtlich der Daseinsvorsorge haben sich Einbußen ergeben, so dass sich die Verantwortlichen der Gemeinde entschieden haben zu handeln. Der 1. Bürgermeister der Gemeinde Langenfeld Reinhard Streng berichtete in einem sehr anregenden Gespräch, wie die Gemeinde selbst die Zügel in die Hand nimmt, um sich den Herausforderungen zu stellen.

„Wir müssen uns um mehr Dinge wieder selber kümmern.
Die Strukturen, wie wir sie heute kennen, werden zu einem erheblichen Teil
nicht mehr ewig zur Verfügung stehen, gerade in ländlichen Regionen.“
(Reinhard Streng)

Reinhard Streng lebt bereits seit seinem 5. Lebensjahr in der unmittelbaren Nähe von Langenfeld. Er ist ausgebildeter Steuer- und Wirtschaftsfachangestellter. Nach der Ausbildung schloss er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftspädagogik ab. Er war an verschiedenen Wirtschafts- und Berufsschulen tätig, teilweise in leitenden Funktionen. 1994 zog er mit seiner Familie nach Langenfeld, wo er sich seit 1996 politisch engagiert – zunächst als Mitglied des Gemeinderats und in der Funktion als 3. Bürgermeister. Seit 2002 ist er 1. Bürgermeister der Gemeinde und seit 2008 darüber hinaus im Kreistag aktiv, wo er zusätzlich die Position des gewählten stellvertretenden Landrats innehat.

Der 1. Bürgermeister der Gemeinde Langenfeld Reinhard Streng

In solch einer langen Zeit als Gemeindebürgermeister erlebt man viele Entwicklungen mit und gestaltet die Zukunft des Ortes maßgeblich. Dies wird bei Betrachtung der umgesetzten Projekte klar, wo es neben Innenentwicklung und dem Umgang mit Leerständen immer auch um das Gemeinwohl und die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde geht.

Zukunft selbst gestalten – mit Bürgersinn, Fördermitteln und kreativer Innenentwicklung zu einer lebendigen Daseinsvorsorge

Die Gemeinde hat seit 2007 mehr als zehn Projekte in Zusammenhang mit leerstehenden Gebäuden umgesetzt. Hierdurch hat sich die Situation mit Blick auf die Daseinsvorsorge bereits deutlich verbessert. Zum Spektrum der Entwicklungen gehören die medizinische Versorgung in Form einer Hausarzt- und einer Physiotherapiepraxis sowie die pflegerische Versorgung durch den Bau einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft und einer Tagespflegeeinrichtung. Defizite in der Nahversorgung können über den gemeindeeigenen und bürgerschaftlich organisierten Dorfladen abgedeckt werden. Zudem steht die Schaffung von altersgerechtem und barrierefreiem Wohnraum im Fokus der Kommune. Dennoch gibt es in der Gemeinde Langenfeld noch leerstehende Immobilien. Vordergründig handelt es sich um privaten Leerstand, der aufgrund fehlenden Zugriffs nur schwer entwickelt werden kann. Auch drohender Leerstand ist ein Thema für die Gemeinde, wobei hier insbesondere „spezielle Konversionsflächen“ gemeint sind. Reinhard Streng bezeichnet sie als „Konversionsflächen der Dörfer“ und bezieht sich dabei auf nahezu alle landwirtschaftlichen Nutzgebäude. Die alten Gebäude sind in der Regel für eine moderne, zeitgemäße Landwirtschaft nicht mehr (lange) nutzbar und stellen ein enormes Entwicklungspotenzial dar. Allerdings muss Leerstand aus der Sicht des 1. Bürgermeisters in eine zeitgemäße Form konvertierbar sein. Sollte ein Gebäude nicht sanierbar sein, ist die Option eines Abrisses und anschließendem Neubau durchaus in Betracht zu ziehen. Einen häufigen Grund stellen die hohen baurechtlichen Standards dar.

„Wenn wir heute was machen, dann lade ich zu einer Bürgerversammlung ein.
Ich mache schon seit Jahren keine „normalen“ Bürgerversammlungen mehr.
Wenn ich einlade, dann immer zu einem bestimmten Thema.
Als die alte Molkerei leer geworden ist, da haben wir zum Beispiel
mit über 20 Leuten diskutiert, was daraus werden könnte.“
(Reinhard Streng)

Die Gemeinde verfolgt in ihrem Vorgehen einen Dreiklang: Ein Projekt wird in Betrieb genommen, ein weiteres parallel in Umsetzung gebracht und ein drittes konzipiert bzw. geplant. Reinhard Streng betont, dass es ihm wichtig sei, die Bevölkerung in Planungsprozesse mit einzubeziehen, da es sich bei den Projekten der Gemeinde in der Regel um gemeinwohlorientierte Vorhaben handelt. Aus diesem Grund veranstaltet die Gemeinde Langenfeld regelmäßig Bürgerversammlungen und -seminare. Diese weisen thematische Schwerpunkte auf und haben sich insbesondere nach Inbetriebnahme der „Dorflinde“ als Mehrgenerationenhaus etabliert. Für die Umsetzung mancher Projekte kann es zudem ratsam sein, eine Privatperson als Eigentümer*in oder Mehrheitseigner*in einzusetzen. Hierdurch erhöht sich oftmals der Handlungsspielraum, was zu mehr Flexibilität und letztlich zu einer gelungenen Projektentwicklung führen kann.

 „Ein Punkt, der wirklich wichtig ist und was an dem Bundesprogramm
Mehrgenerationenhaus, neben all der Bürokratie, das Wesentliche ist:
Es ist eines der am meisten oder am besten auf die ländlichen Regionen
zugeschnittenen Programme, weil es ein Gemischtwarenladen ist
und keine nennenswerte Spezialisierung braucht.
Spezialisierte Programme sind für die kleinen Kommunen,
so wie wir es sind, meist gar nicht nutzbar“
(Reinhard Streng)

Das zentrale Pilotprojekt – zugleich Anstoß für eine ganze Reihe weiterer Projekte der Innenentwicklung – war das Mehrgenerationenhaus „Dorflinde“ im Zentrum von Langenfeld.

Das Mehrgenerationenhaus „Dorflinde“ im Zentrum des Ortes

Als generationenübergreifendes Wohnprojekt geplant, sollte bei der „Dorflinde“ die Gemeinschaft im Fokus stehen, und zwar über eine „normale“ Wohngemeinschaft oder Nachbarschaft hinausgehend. Das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser des Bundes sieht Wohnkonzepte jedoch nicht vor und da sie keines der Ziele – hierzu zählt insbesondere die Stärkung des generationenübergreifenden gesellschaftlichen Miteinanders – darstellt, wären das Projekt, wie es anfangs geplant wurde, im Rahmen des Aktionsprogramms nicht förderfähig gewesen. Der Sanierungs- und Baustart für die „Dorflinde“ war im Jahr 2007. Das Konzept des Vorhabens wurde im Austausch mit und Beteiligung der Bürger*innen erstellt, um dem Bedarf und Bedürfnissen der „zukünftigen Nutzer*innen“ gerecht zu werden. Sanierungs- und Baustart für die „Dorflinde“ war im Jahr 2007. Auf dem Baugelände befanden sich zu diesem Zeitpunkt eine alte Fachwerkscheune und ein angrenzendes Wohngebäude. Das Wohngebäude wurde jedoch abgerissen und durch den heutigen Glasanbau ersetzt. Zeitgleich sanierte man die ehemalige Scheune, bei der es sich um ein ortsbildprägendes und identitätsstiftendes Gebäude handelt. 

Dieser Teil der „Dorflinde“ dient heute als Gemeinde- und Veranstaltungssaal. Obwohl die ehemalige Scheune, nach Aussage von Reinhard Streng, eigentlich zu klein sei, wurde sich aufgrund der Bedeutung jedoch trotzdem für die Nutzung entschieden. Nicht nur bei der Konzeptionierung, sondern ebenfalls während der Bau- und Sanierungsarbeiten und dem heutigen Betrieb der „Dorflinde“ ist die Beteiligung der Bürger*innen wichtig.  Ehrenamtliches Engagement spielt weiterhin eine große Rolle, wobei die Gemeinde als Träger und Eigentümer stets die treibende Kraft war und ist.

Die Finanzierung setzte sich aus Fördergeldern sowie privaten und kommunalen Mitteln zusammen. In das Projekt flossen demnach Mittel aus der Städtebauförderung, dem Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser des Bundes, von der Bayerischen Landesstiftung sowie der Wüstenrot Stiftung. Nach Angaben von Reinhard Streng kamen bis zur Eröffnung der „Dorflinde“ im Jahr 2008 rund 250.000 Euro zusammen. Die übrigen Mittel konnten, wie gesagt, durch den Gemeindehaushalt und privates Sponsoring aufgebracht werden.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Dorfladen Langenfeld, der im Jahr 2017 eröffnete und das Herzstück eines örtlichen Dienstleistungszentrums darstellt. In einem ehemaligen Lagerhaus entstand neben dem Nahversorgungsangebot noch eine Bäckerei, eine kleine Postfiliale, ein Bankautomat sowie eine angrenzende Hausarzt- und Physiotherapiepraxis. Wie in vielen ländlichen Gemeinden ist die Gründung des Dorfladens ein Resultat des schrumpfenden Angebots an Daseinsvorsorge – in diesem Fall konkret: die Schließung der örtlichen Bäckerei, die noch weitere Lebensmittel und kleinere Dinge des Alltags angeboten hatte.

Beim Betreten des Geschäfts wird direkt klar: Es handelt sich um einen außergewöhnlich großen und gut sortierten Dorfladen. Auch hier stellten Mittel der Städtebauförderung einen wesentlichen Teil der Fördergelder dar. Zusätzlich konnte die Inneneinrichtung mit Hilfe der LEADER-Förderung finanziert werden. Darüber hinaus wurden für den Betrieb des Dorfladens eine Unternehmergesellschaft (UG) und eine Stille Gesellschaft gegründet, die mit 300 Gesellschafter*innen ein Gesamtkapital von rund 135.000 Euro zeichnete. Die Mindesteinlage für einen Gesellschaftsanteil beträgt 200 Euro.

Das örtliche Dienstleistungszentrum mit dem Dorfladen Langenfeld
Die ambulant betreute Wohngemeinschaft am Standort der ehemaligen Bäckerei
Das einst geschlossene Langenfelder Wirtshaus an der Hauptstraße des Ortes wird von der Gemeinde verpachtet und seit 2017 wieder ein wichtiger Treffpunkt im Ort

Im gleichen Jahr 2017 wurde – auch hier wieder mit Hilfe der Städtebauförderung – ein neues Gebäude im Ortskern von Langenfeld realisiert, welches seitdem eine ambulant betreute Wohngemeinschaft beherbergt. Das Haus liegt in unmittelbarer Nähe zur „Dorflinde“ am Standort der ehemaligen Bäckerei des Dorfes. Das alte Gebäude konnte leider nicht entsprechend saniert werden, da es für die benötigte Deckenhöhe zu niedrig und somit für die neue Nutzung nicht geeignet war. Folglich musste es leider abgerissen werden. Es handelt sich also um keine Leerstandsaktivierung im engeren Sinn oder die Umnutzung eines bestehenden Gebäudes – auch wenn die Gemeinde mit allen Mitteln versucht hat, die Wohngemeinschaft in der alten Bäckerei zu realisieren. Gemeindebürgermeister Reinhard Streng ist bei diesem Projekt als Privatperson der Mehrheitseigner, wodurch sich für die Kommune Vorteile ergeben und rechtliche Konflikte umschifft werden konnten. Durch eine umfangreiche Förderung konnte die Gemeinde das alte Gebäude zurückbauen und das Grundstück neu entwickeln. Hierfür musste sie lediglich 70.000 Euro Eigenkapital einbringen.

„Ich bin ein großer Anhänger der These, dass die Kirche
und das Wirtshaus einfach in jedes Dorf gehören.
Beide gehören zu den Fundamenten, die gesellschaftliches Miteinander
sehr positiv beeinflussen können, auch wenn ein Großteil der Bevölkerung
heute weder das eine noch das andere besucht.“
(
Reinhard Streng)

Wirtshäuser gehören für auswärtige Betrachter*innen zum typischen Ortsbild im Fränkischen. Aber auch diese Region mit ihrer traditionsreichen Braukultur bleibt nicht vom fortschreitenden Gasthaussterben verschont. Einst gab es in Langenfeld drei Wirthäuser, berichtet Reinhard Streng. Seit 2017 gibt es nach einer wahren „Durststrecke“ von 28 Jahren endlich wieder eines.

Es handelt sich ebenfalls um ein ortsbildprägendes Gebäude (ehemalige Posthalterei), welches zusätzlich denkmalgeschützt ist. Die Gemeinde erwarb das Gebäude vor einigen Jahren und sanierte es denkmalgerecht. Bei der Umsetzung dieses Bauvorhabens war lediglich die Sanierung der Fassade durch die Städtebauförderung förderfähig. Anfangs nur an Sonntagen geöffnet, ist das Wirtshaus mittlerweile zu einem wichtigen Treffpunkt für die Langenfelder geworden. Die Gemeinde tritt als Verpächter auf und erzielt dadurch wiederkehrende Einnahmen.

Ideen, Austausch und Gemeinschaft – die Kraft des Netzwerks der Gemeinde Langenfeld

Das Herzstück des Netzwerks liegt in der Gemeinde Langenfeld selbst. Die unzähligen Ehrenamtlichen aus dem gesamten Gemeindegebiet sind für die Entwicklung ganz wesentlich, denn das Ehrenamt bringt viele Menschen mit verschiedenen Kompetenzen zusammen, die sich konstruktiv in die Projekte einbringen. Ergänzt wird dies durch ein starkes kommunales Netz im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. Auch die Zusammenarbeit im und mit dem Kreistag hebt der Gemeindebürgermeister hervor. Zudem gibt es enge Verbindungen zu anderen Kommunen innerhalb der Region durch den Anschluss an den Regionalen Planungsverband Westmittelfranken, die Kommunale Allianz Franken 3 und die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Südlicher Steigerwald.

Als besonders wertvolle Akteure im Netzwerk werden die Institutionen und Organisationen beschrieben, die die Langenfelder Gemeindevertreter*innen immer wieder zu Veranstaltungen einladen, auf denen sich die Gemeinde Langenfeld präsentieren kann. Aber der große Vorteil solcher Veranstaltungen liegt nicht in der Selbstdarstellung – wenn es auch guttut, dass die eigenen Projekte als Best-Practice-Beispiele bewertet werden –, sondern im Austausch mit anderen Gestalter*innen und den vielen neuen Ideen, die man dabei mitnimmt.

„Veranstaltungen, auf denen wir uns vorstellen können, sind auch immer ein Ideen-Pool, wo man immer wieder was mitnimmt. Das ist eine wichtige Ressource. Viele Dinge und Ideen entstehen ja nicht unbedingt aus einem selbst heraus, sondern das sind Informationen und Eindrücke, die man irgendwo mitgenommen hat.“
(
Reinhard Streng)

Hilfreiche Impulse bekommt die Gemeinde Langenfeld auch durch die Zusammenarbeit mit der SPES Zukunftsakademie in Schlierbach (Österreich). Die SPES (Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen) entwickelt praxisnahe Modelle für lebenswerte ländliche Regionen, stärkt Bürger*innen in ihrer Selbstwirksamkeit und fördert ihre aktive Beteiligung. Sie begleitet Gemeinden und Initiativen bei Themen wie Familie, Klima, Mobilität, Nahversorgung und Zentrumsbelebung, sowohl regional als auch in internationalen Projekten. Auch die Kollaboration mit der Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung und Altersforschung (AfA) in München – insbesondere der Kontakt zu Sabine Wenig – war für die Entwicklungsarbeit der Gemeinde von großer Bedeutung. Im Rahmen des Modellprojekts „Altenhilfekonzept für kleine Gemeinden“ des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales wurde Langenfeld zur Modellkommune im Kontext des demografischen Wandels. In dieser Zeit wurde auch die Grundlage für das Konzept der „Dorflinde“ gelegt. Zudem entwickelte sich in der Gemeinde ein grundlegendes Verständnis für die eigene Ausganslage und wie diese verbessert werden kann. Reinhard Streng betont, dass Langenfeld in dieser Zeit das Rüstzeug an die Hand gegeben wurde, um Projekte zu entwickeln und die Gemeinde zukunftsfester zu machen.

Auch in die Wissenschaft bestehen Vernetzungen. Insbesondere Prof. Dr. Peter Dehne von der Hochschule Neubrandenburg und Prof. Dr. Thomas Klie vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) in Freiburg im Breisgau sind hier zu erwähnen. Beide beschäftigen sich mit Hybridität in der Daseinsvorsorge, um diese auf kommunaler Ebene zukunftssicher zu gestalten. Dabei sind die beiden Wissenschaftler auf die Entwicklungen in Langenfeld aufmerksam geworden, woraus sich wichtige Kooperationen entwickelt haben.

Ungenutzte Chancen – warum Förderhürden und Vorschriften den kommunalen Handlungsspielraum einschränken

Eine wesentliche Hürde für die Entwicklung sieht Reinhard Streng bei den Restriktionen in der Förderlandschaft. Aus kommunaler Sicht sind hier insbesondere das LEADER-Programm und die Förderungen im Rahmen der Gesundheitsregionenplus in Bayern zu erwähnen. Wesentliche Aspekte für LEADER liegen in der Höhe des zu leistenden Eigenanteils, da dieser grundsätzlich zwischen 30 und 40 Prozent beträgt und von Kommunen oftmals nicht erbracht werden kann. Die Kritik an den Gesundheitsregionen liegt im Grad der Spezialisierung, da sich die Förderung gezielt an die Schaffung und Stärkung von Gesundheitsstrategien und –angeboten richtet und dies in den Richtlinien sehr eng gefasst ist. Hier sollte die Förderfähigkeit aus Sicht von Reinhard Streng offener gehalten sein. Dann hätten auch Langenfelder Projekte die Chance gehabt, in diesem Rahmen gefördert zu werden.

„Wir Kommunen geben oftmals einen nennenswerten Teil
der Fördergelder für deren Verwaltung und Bewirtschaftung aus.
Das ist doch nicht sinnvoll und muss zukünftig schlanker.“
(Reinhard Streng)

Auch die Überbürokratisierung stellt ein nicht unwesentliches Problem dar. Dies muss auch vor dem Hintergrund der personellen Ausstattung kleiner Gemeinden betrachtet werden. Ein hoher bürokratischer Aufwand, insbesondere im Rahmen der Fördermittelverwaltung, ist für kleine Gemeinden nur schwer zu bewerkstelligen. Aus der Warte des Gemeindebürgermeisters sollten kleine Gemeinden grundsätzlich über mehr Eigenverantwortung verfügen und mehr Vertrauen seitens der Landes- und Bundesregierung bekommen. Hier bedarf es nach Auffassung von Reinhard Streng ein Umdenken und eine Neuausrichtung.

Langenfelds Philosophie für ein starkes Miteinander: Ein nachhaltiger Ansatz, der zum Nachmachen anregt

Seitdem die Gemeinde Langenfeld die kommunale Entwicklung in vielen Bereichen vorangetrieben hat, konnten die Ausgangslage wie auch die Zukunftsperspektiven spürbar verbessert werden.

„Der Mann ist anfangs nicht einmal auf der Straßenseite der „Dorflinde“ gegangen, damit er dem Ding ja nicht zu nah kommt. Zum Kaffeetrinken ging es immer in den Nachbarort und die „Dorflinde“ wurde immer kritisiert. Dann ist die Frau gestorben, es ging mit der eigenen Gesundheit bergab und mit einem Mal saß er dann hier einmal in der Woche beim Stammtisch. Dann fährst du hier vorbei und siehst ein Gesicht, das Lebensfreude ausstrahlt, DAS motiviert.“
(Reinhard Streng)

Die Gemeinde Langenfeld hat uns eindrucksvoll gezeigt, wie engagierte kommunale Führung, Bürgerbeteiligung und ein kreativer Umgang mit vorhandenen Ressourcen den Herausforderungen des ländlichen Strukturwandels begegnen können. In den Amtszeiten von Reinhard Streng ist es gelungen, zentrale Elemente der Daseinsvorsorge – von medizinischer Versorgung über Nahversorgung bis hin zu Treffpunkten wie der „Dorflinde“ und dem Wirtshaus – neu zu beleben oder überhaupt erst wieder zu schaffen. Dabei stehen nicht nur bauliche Projekte, sondern vor allem ein ganzheitliches Verständnis von Gemeinschaft und Lebensqualität im Mittelpunkt. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die konsequente Einbindung der Bürgerschaft, die durch themenspezifische Versammlungen, ehrenamtliches Engagement und partnerschaftliche Netzwerke nicht nur Mitgestalterin, sondern auch Umsetzerin der Projekte ist. Die Gemeinde nutzt dabei geschickt Förderprogramme, private Beteiligungen und innovative Organisationsformen, um trotz begrenzter Mittel eine große Wirkung zu erzielen.

Gleichzeitig verdeutlichen die Erfahrungen Langenfelds die Grenzen der derzeitigen Förderlandschaft: Hohe Eigenanteile, enge thematische Vorgaben und Bürokratie schränken den Handlungsspielraum kleiner Kommunen deutlich ein. Hier liegt eine zentrale Zukunftsaufgabe – nicht nur für Langenfeld, sondern für die ländliche Entwicklung insgesamt: Rahmenbedingungen schaffen, die Innovation fördern, Entscheidungswege verkürzen und den Gemeinden mehr Vertrauen schenken.

Durch die Entwicklungen in den letzten Jahren hat sich die Gemeinde Langenfeld den Status einer Modellkommune erarbeitet, die aufzeigt, wie „Innenentwicklung mit Bürgersinn“ aussehen kann. Künftige Handlungsfelder könnten in der stärkeren digitalen Vernetzung, der Weiterentwicklung barrierefreier Wohnangebote, der Umnutzung weiterer Konversionsflächen sowie in neuen Formen gemeinschaftlicher Daseinsvorsorge liegen. Wenn es gelingt, bürokratische Hürden abzubauen und Fördermittel flexibler einzusetzen, hat Langenfeld beste Chancen, nicht nur den eigenen Weg fortzusetzen, sondern auch andere Gemeinden zu inspirieren – als lebendiges Beispiel für zukunftsfähiges Leben in ländlichen Räumen.

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